Seit ich mich erinnern kann galt mein Interesse der Geschichte. Das veranlasste mich auch als Jugendlicher zu einer Reise in die Türkei im Jahre 1976. Danach begann das Osmanische Reich meine Leidenschaft zu werden. Da ich in Freiburg geboren bin, kam mir die dortige Universität samt Bibliothek bei meiner autodidaktischen Wissensaneignung gerade richtig. Am Anfang meiner Suche verschlang ich die Werke von Hammer, Babinger, Jorga und vor allem die Reihe “Osmanische Geschichtsschreiber." Dann weitete sich mein Interesse zum Islam. Ich las die Werke von Brockelmann, Endreß, Paret und Ende, um nur einige wichtige Autoren zu nennen.
Mitte der 80er Jahre besuchte ich jedes Jahr die Türkei, um die Schauplätze der Geschichte zu erleben und die besonderen baulichen Leistungen im Osmanischen Reich zu fotografieren. Nebenbei besuchte
ich Vorlesungen an der Universität in Freiburg, bei Prof. Ende, Prof. Müller und am liebsten bei Prof. Josef Matuz, der sicher entscheidend meine Betrachtungsweise osmanischer Geschichte
beeinflusste. Später, als ich selbst studierte kamen Vorlesungen an der Universität Zürich bei Frau Prof. Karamuk und dann an der Universität Konstanz bei Prof. Göttmann hinzu. Gerade in Konstanz
lernte ich mein Basiswissen für Historiker und mein Schwerpunkt osmanischer Geschichte wendete sich zu dessen Einfluss auf unsere eigene Geschichte.
“Der Einfluss der Türkengefahr auf die Reichsinstitutionen im 16 Jh.” so hieß meine erste Arbeit in Konstanz. Diese neue, spezifische Betrachtung des Einflusses des Osmanischen Reiches schuf für mich außerordentlich wichtige neue Betrachtungsweisen. Heute bin ich der festen Meinung, dass in Deutschland eine unermessliche Quellenforschung gerade in diesem Bereich noch notwendig ist, allein aus der unglaublich zahlreichen Literatur über die Reichstage und die Beeinflussung der Besteuerung im Reichsgebiet für mehr als fünf Jahrhunderte.
Mittlerweile verfüge ich über eine große Anzahl von Literatur und Bildmaterial (Diasammlung) über das Osmanische Reich und den damit eng verbunden Forschungsbereichen Islamwissenschaft und Byzantinistik. Ich habe sehr viele Museen in Europa, der Türkei und Nordafrika besucht immer auf der Suche nach Ausstellungsstücken über das Osmanische Reich.
Diese Homepage versucht nun Ausdruck meiner seit mehr als 30 jährigen Suche nach Antworten an die Geschichte eines islamischen Großreiches zu sein, das noch viele Antworten für uns bereit hält. Ich möchte auch allen Interessenten, Studenten und all denen die Freunde haben, sich mit dem Osmanischen Reich zu beschäftigen oder Interessen zeigen einladen, diese Plattform als Austausch zu nutzen. Wie sich diese Seite weiter entwickeln wird hängt sicher von diesem Engagement und Informationsaustausch ab.
Für Fragen und Anregungen bin ich herzlich dankbar und unter info@osmanischesreich.com zu erreichen.
Uwe Becker
Diese Frage stellt sich immer, wenn man selbstkritisch versucht, Antworten zu geben nach dem Sinn und Zweck des eigenen Handels und welcher Beitrag für die gegenwärtigen politischen und gesellschaftlichen Probleme möglich sind. Sicher ist die Freude und Begeisterung für Geschichte oder für Sprachen eine wichtige und sehr persönliche Voraussetzung, sich mit osmanischer Geschichte zu befassen. Gleichzeitig mit der persönlichen Entdeckung und Betrachtung ergeben sich Themenbereiche, die für das Verständnis gegenwärtiger Problematiken in der Türkei oder ehemaligen Gebiete des Osmanischen Reiches und allgemein islamwissenschaftlicher Relevanz bedeuten. Dabei erfolgen die gegenwärtigen Beurteilungen und Aussagen hinsichtlich historischer Betrachtungen immer auf Grund derzeit relevanter Fragestellungen auf eigene Initiative oder durch politische und gesellschaftliche Problembereiche. Gerade das Osmanische Reich bildet bei zwei wichtigen Fragestellungen Grundlage und Verständnis der Problematik. Zum Einen ist es Vorraussetzung für türkische Geschichte und relevant für gegenwärtige politische und gesellschaftliche Entwicklungen in der Türkei und gleichzeitig unter Berücksichtigung aus Deutscher Sicht, sicher in Bezug auf die in der Bundesrepublik lebenden türkischen Mitbürger.
Zum Anderen sind die Erforschung und das Verständnis der osmanischen Geschichte bei drei aktuellen Problemfelder mit weltweiter Relevanz. Es handelt sich um die Konfliktzone Südosteuropa bzw. Balkan, der Nahostkonflikt mit Schwerpunkt Palästina und die Kaukasusregion. Alle drei genannten Konfliktzonen haben mehr oder weniger ihre Wurzeln in der osmanischen Geschichte. Diese Konfliktzonen sind aber nicht nur aus der Perspektive eines historischen Bezugs darstellbar, sondern implizieren eine Vielzahl von Problemgebieten angefangen von politischen, religiösen, sozialen, militärischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkte. Die Fülle an unterschiedlichen Wissensgebieten zwingt bei der Beschäftigung mit osmanischer Geschichte gerade zu einem fächerübergreifenden Erkenntnis mit unterschiedlichen wissenschaftlichen Methoden und Fragestellungen. Natürlich spiegelt die Entwicklung des Faches Osmanistik gerade diese, aus heutiger Sicht, fundamentale Betrachtung historisch wieder. Hatten wir es am Anfang der Geschichtsschreibung noch mit historischer Wissensvermittlung aus der Sicht militärischer Abläufe zu tun, so trat danach die verfassungsrechtliche Betrachtung hervor. Später fokussierte sich der Blickwinkel auf verwaltungstechnische Fragestellungen und politische Strukturen. In den 70er Jahren der Osmanistik tauchen dann wirtschaftliche und soziale Fragestellungen auf, die heute durch kulturelle Untersuchungen noch ergänzt werden. Eine Betrachtung religionswissenschaftlicher Sichtweisen steht noch aus. Verbunden mit der Menge an in unterschiedlichen Sprachen und Nachfolgestaaten produzierenden Forschungsgebieten, lassen heute eine Gesamtschau vermissen und zeigen die Problematik einer sich sehr regional unterschiedlichen Forschungsvorgehens auf.
Osmanische Geschichte bzw. die Relevanz der Auseinandersetzung mit den Folgekonfliktthemen zeigt die Problematik heutiger Forschung und gleichzeitig die Notwendigkeit, Antworten zu geben um gegenwärtige Konflikte und die darin agierenden Völker zu verstehen. Wenn es gelingt, mit wissenschaftlichen Methoden die nationale Vergangenheit, der an den heutigen Konflikten beteiligten Völker und in der Türkei, ausreichend, verständlich und mit der gebotenen Objektivität (durch verbindliche wissenschaftliche Instrumente) aufzuarbeiten, dann kann die Beschäftigung mit der Osmanistik neben der Erfüllung individuellen Interessen seinen Beitrag leisten und die fatalen Motive und Folgen der Vergangenheit wie übersteigertem Nationalismus, Fundamentalismus, Vertreibung, Terror und Vernichtung von Völkern, zu überwinden.
Unabhängig davon nähert sich die Forschung in der wissenschaftlichen Beschäftigung mit der osmanischen Geschichte mehr und mehr aus den drei Bereichen Quellenerforschung, Gesamtbetrachtung und Geschichtsvermittlung auf einander zu. Dazu wünscht sich der Verfasser dieser Homepage sein Teil in der Geschichtsvermittlung beizutragen.