Die Zeitrechnung im "Osmanischen Reich" beruhte auf dem islamischen Kalender, der im Jahre 638 n. Chr. vom Kalifen Umar eingeführt wurde. Als Beginn der Zeitrechnung stand die Emigration (hirğra) des Propheten Muhammad von Mekka nach Medina am 15/16 Juli 622. Der islamische Kalender beruht auf Mondjahren, der Monat (die astronomische Grundeinheit ist der synoptische Monat) beginnt mit der Sichtbarkeit des Neumondes und der Tag mit Sonnenuntergang und endet mit dem darauf folgenden Sonnenuntergang. Das Mondjahr besteht aus zwölf Monaten zu je 29,5306 Tagen. Bei der Multiplikation der Tage mal der Anzahl der Monate ergeben sich 354,367 Tage. Ausgleichend wechseln die Monate mit 30 und 29 Tage ab und man fügt in einem Zyklus von 30 Jahren elfmal einen Schalttag hinzu (am Ende des 2,5,7, 10,13,16,18,21,24,26, und 29 Jahres). Das Mondjahr mit 354,367 Tagen weißt, gegenüber dem Sonnenjahr mit 365,2422 Tagen, eine Differenz von 10,875 Tagen auf. Diese Rückverschiebung um 11 Tage fällt alle 33 Jahre wieder auf etwa dasselbe Datum wie im Sonnenjahr, woraus ein Unterschied von einem Jahr resultiert. (Ein Sonnenjahr ist der Zeitraum in dem die Erde einmal um die Sonne wandert). Die Form der zeitgenössischen Wiedergabe historischer Daten erfolgt mit der zuerst Nennung des Hirgrajahres und dann, durch Schrägstrich getrennt, das oder die christlichen Jahre. Meist fällt ein Mondjahr in zwei Sonnenjahre z.B. 1400 / 1979-80
Islamischer Kalender zur Mondsichtung
Conversion of Islamic and Christian dates. University of Zürich
Im "Osmanischen Reich" waren eine Vielzahl von unterschiedlichen Datierungen im Gebrauch:
1. Religiöser islamischer Kalender ( ab dem 16. Juli 622)
2. Fiskalischer Kalender (maliye) ab 1677, offiziell ab dem 01 März 1789
3. Naturalistischer oder Volkskalender für örtliche Festberechnungen.
4. Gregorianischer Kalender ab dem 01.März 1917
5. Julianischer / gregorianischer/diokletischer / oder jüdische Kalender für die chrislichen und jüdischen Gemeinden.
Der (Maliye) Kalender war ein Rückgriff auf den seldschukische, der sich durch die syrischen Monatsnamen vom julianischen Kalender Unterschied und sich für genaue Verwaltungsaufgaben eignete (Steuerberechnungen / Fiskalangelegenheiten / Soldzahlungen / etc.). Er beginnt mit dem 01. März und endet mit den unterschiedlichen Schalttagen im Februar (Diese Jahresberechnung war in Venedig bis 1797 in gebrauch). Trotzdem gab es bei der Ausgleichung mit dem islamischen Kalender Probleme, weil man alle 33 Mondjahre eine Jahreszahl auslassen musste. Nach einem Verwaltungsfehler 1288/1871 zählte man die Jahre lückenlos bis zur Kalenderumstellung weiter.
Islamisch-Osmanische Zeitrechnung
Grohman, Adolf: Arabische Chronologie. Mit Beiträgen von Joachim Mayr und Walter C. Till, in: Handbuch der Orientalistik. Abt.1 Erg. Bd. 2, Halbband 1., Leiden, 1966 S. 1-48.
Mayr, Joachim: Osmanische Zeitrechnung. in: Die Geschichtsschreiber der Osmanen und Ihre Werke. Babinger, Franz. Leipzig 1927 S. 417 - 430
Schimmel Annemarie: Das islamische Jahr. Zeiten und Feste. (becksche reihe 1441), 2. Aufl. München 2002
Taqizadeh, Sayyid Hasan: Various eras and calenders used in the countries of Islam. in: Bulletin of the School of Oriental and African Studies. London 1937-39
Wüstenfeld, Ferdinand: Wüstenfeld-Mahler´sche Vergleichs-Tabellen zur muslimischen und iranischen Zeitrechnung. Unter Mitarbeit von Joachim Mayr bearb. v. B. Spuler. Wiesbaden 1961
Allgemein
Lietzmann, Hans D.: Zeitrechnung der römischen Kaiserzeit, des Mittelalters und der Neuzeit für die Jahre 1-2000 nach Christus. Berlin 1946
Grotefend, Hermann: Taschenbuch der Zeitrechnung. 13 Aufl., Hannover 1991