Osmanisches Reich
Osmanisches Reich

Kaiserliche Gesandschaften ins Osmanische Reich (1500 - 1740)

Ogier Chislan de Busbecq,Reisebericht

Mit dem Untergang des königlichen Ungarn nach der Schlacht von Mohacs 1526 und dem Anspruch des Hauses Habsburg auf die legitime Nachfolge seiner Herrschaft in Ungarn, begann eine mehr als 200 jährige Auseinandersetzung mit dem Osmanischen Reich. Während Habsburg zuerst offensiv versuchte seine Ansprüche militärisch durchzusetzen, sahen sich die Osmanen, nach den erfolglosen Feldzügen 1529 vor Wien und 1532 in der Steiermark, veranlasst, die gewonnen ungarische Gebiete in ihren Staat verwaltungstechnisch einzugliedern. Nach der Eroberung von Ofen 1541 wurde Ungarn geteilt. Zentralungarn kam unter direkte Verwaltung des Osmanischen Reiches, Siebenbürgen wurde autonomer Vasall in Abhängigkeit der Osmanen und Nordungarn kam zu Habsburg. Der Hof in Wien erkannte nun die derzeitige Unmöglichkeit einer offensiven Kriegsführung. Die beginnenden Religionskriege im Reich und seine Großmachtpolitik ließen nur eine Abwehr- und Verteidigungspolitik zu. (Türkengefahr)

 

Diese nüchterne Einstellung der eigenen Möglichkeiten war die Geburtsstunde der kaiserlichen Gesandtschaften nach Konstantinopel. Waren sie am Anfang des 16 Jh. nur sporadisch so wurden die Gesandtschaften ab 1553 mehr oder weniger Bestandteil der habsburgischen Diplomatik und gleichzeitig die des Reiches. Am Anfang der Gesandtschaften waren die Tributzahlungen und die unbedingte Friedenserhaltung Leitlinien der Diplomatik. Mit der Zunahme der militärischen Kräfteverschiebung zu Gunsten von Habsburg nach 1683 änderte sich die Zielrichtung der Politik zu einer Absicherung und Kontrolle der Großmachtstellung des entstehenden Österreichisch-Ungarischen Kaiserreiches. Wie wichtig die Gesandtschaften aus Sicht der Habsburger waren verdeutlichen die zirka 120 Gesandtschaften zwischen 1500 und 1740 nach Konstantinopel. Im Gegensatz dazu entsandten die Osmanen nur zirka 32 Großbotschafter in derselben Zeit.



Teply, Karl: Kaiserliche Gesandtschaften ans Goldene Horn. Stuttgart 1968

Osmanische Sichtweise

Der Landweg nach Konstantinopel

Aus osmanischer Sicht waren Gesandtschaften bzw. Verhandlungen in Form von Waffenstillstand oder Friedensverträge immer Notwendigkeiten einer augenblicklichen politischen Lage ihres Staates. Dahinter verbarg sich die islamische Zweiteilung der Welt in islamisches Gebiet (dar al-islam und Gebiet der Ungläubigen dar al-harb). Es galt unter den osmanischen Gelehrten als Konsens, dass eine Ausdehnung ihres Staates, unabhängig ob mit militärischen oder friedlichen Mitteln notwenig sei. Dieses Ziel konnte zeitweilig ausgesetzt werden. Grundlage der Notwendigkeit einer zeitlichen geregelten vertraglichen Aussetzung der Ausbreitung symbolisierte das Erbringen von Tributleistungen, die vorübergehende militärische Schwäche des eigenen Staates oder die Anerkennung der theoretischen Herrschaft durch den osmanischen Staat.

 

Diese Punkte spiegelten sich von Anfang an in den Verhandlungen der Gesandtschaften. Zum einen kaiserliche Tributzahlungen als Gegenleistung eines Friedenvertrages oder Waffenstillstandes, Anerkennung der Herrschaft durch gerade diese Tributzahlungen oder eines Vasallenstatus und eigene Handlungsfreiheit bei der Bekämpfung anderer äußerer oder innerer Feinde. Damit betrachteten die Osmanen die tatsächlichen Verhandlungen aus der Sicht einer  politisch-religiösen höher stehenden Machtsituation gegenüber den “Ungläubigen”. Diese auf Grund eines Überlegenheitsgefühles erwachsene Sichtweise war der Grund, dass von osmanischer Seite am Anfang die Verhandlungspartner am kaiserlichen Hof von geringer gesellschaftlicher Stellung waren. Es handelte sich in der Regel um Renegaten oder Dolmetscher mit besonderen Verhandlungsvollmachten.

Reichs- und habsburgische Sichtweise

Gesandtschaftsschiffe auf der Donau

Ganz anders auf kaiserlicher Seite. Die abendländisch-christliche Sicht überhöhte  ebenso den eigenen Standpunkt, doch die notwendige Einsicht in die Wichtigkeit der Gesandtschaftsaufgaben erhöhte die Stellung des jeweiligen Botschafters bei der Pforte. Während man sich aus militärischem Standpunkt auf die Abwehr der Osmanen beschränkte durch den Aufbau eines Systems von festen Sicherungs- und Verteidigungsplätzen (Türkengefahr), versuchte man gleichzeitig durch geschickte Diplomatie den Offensivdrang der Osmanen zu bändigen. Ob dabei die Gesandtschaften immer erfolgreich waren ist nicht eindeutig nachzuweisen und dennoch stellten sie ein wichtiges Instrument in der Beurteilung des osmanischen Handels dar, weil die Gesandtschaften zum Großteil lernten, die Vorgänge im osmanischen Reich zu verstehen.

Neue Sichtweise

Dieses Kennen lernen des Anderen vollzog sich auf zweierlei Wegen. Zum einen durch aufgeschlossene und realistische Beobachtungen von Reisenden im Gefolge der Gesandtschaften und durch die Gesandtschaftsberichte der Botschafter selbst. Diese neue offene und durch die europäischen Humanismus ausgelöste Sichtweise bildete den Beginn einer kontinuierlichen wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem osmanischen Reich und führte zur Ausbildung der orientalischen Wissenschaften, gerade auch im diplomatischen Umgang mit dem Osmanischen Reich.

Gesandte und Reiseberichterstatter

Reisebeschreibungen Salomon Schweigger zu Nürnberg 1558

Damit stellt sich die Frage, wer waren die Menschen die dieses neue Weltbild, diese andere Betrachtung des Osmanischen Reiches hervorbrachten. Auslöser der Beschreibungen des Osmanischen Reiches waren vor allem zwei Gesichtspunkte. Zum einen ein Staat zu beschreiben der als Bedrohung des eigenen gesellschaftlichen Systems betrachtet wurde und zum anderen die Suche nach Überresten antiker Zeugen. Beide Bedürfnisse vereinten sich in den Reisebeschreibungen der Gesandtschaftsreisen. Durch die Vielzahl unterschiedlicher Gesandtschaftsmitglieder gelangten so Menschen mit den unterschiedlichsten Vorbildungen und Ausbildungen in das Osmanische Reich, darunter Botaniker, Maler (z.B. Melchior Lorck) Ärzte, Militärs, Handwerker aller Art, Gelehrte und Theologen usw. Alle diese unterschiedlichen Erfahrungen und Beschreibungen erzeugten ein neues und buntes Mosaik eines Staates der bis dahin als “Geisel der Christenheit” und “Reich der Barbaren” durch schematische Schmähschriften oder politisch gewollter Propaganda in Europa und vor allem im Reich betrachtet wurde.



Ogier Ghiselin de Busbecq (1522-1591)

Geboren 1522 in Flandern studierte in Löwen und wurde durch den dort lehrenden Erasmus von Rotterdam zum bekennenden Humanisten. Danach  besuchte er Vorlesungen an den Universitäten von Paris, Bologna und Padua. Die dabei erlernten Sprachen brachten ihn in kaiserlichen diplomatischen Dienst. Nach seiner ersten Mission in England wurde er vom Kaiser als Gesandter nach Konstantinopel gerufen wohin er im Jahre 1554 aufbrach. Nach kurzem Aufenthalt in Wien 1555 kehrte er noch im selbem Jahr als kaiserlicher Botschafter nach Konstantinopel zurück und blieb dort bis 1562. Busbecq hatte mit dieser Aufgabe dreifachen erfolgt. Zum einen als erfolgreicher Diplomat, als humanistischer Gelehrter mit seinen Aufzeichnungen über das Osmanische Reich und durch die Einfuhr orientalischer Pflanzen, darunter Tulpenzwiebeln die ihm der damalige Sultan Süleyman I bei einer Audienz schenkte.


Busbecq, Ogier Ghiselin de: Omnia quae extant opera. Basel: Jo. Brandmüller, 1740. Nachdruck: Graz: Akademische Druck- u. Verlagsgesellschaft, 1968.
Busbecq, Ogier Ghiselin de: Turkish Letters (Übersetzung: Forster, Edward S.). Oxford: Clarendon Press, 1927. Neuauflage: London: Sickle Moon Books, 2001.
Busbecq, Ogier Ghiselin: Vier Briefe aus der Türkei. Aus d. Lat. übertr. .. von Wolfram v.d. Steinen. Erlangen 1926
Forster, Charles T., Daniel, F.H. Blackburne: The Life and Letters of Ogier Ghiselin de Busbecq. Vol. 1. London: C. Keagan Paul & Co., 188
Enderlein, Volkmar: Eine Bemerkung zu Busbecqs “Türkischen Briefen”, in: Europa und der Orient, Lesebuch (Hrsg.) Sievernich, G. und Budde, H.) Berlin 1989

Hans Dernschwam von Hradiczin (1494-1568)

Geboren 1494 in Böhmen studierte in Wien und Leipzig. Seine dort erworbenen humanistischen Einsichten führten ihn als Gehilfe zu Hieronymus Balbi in Ofen. In den dortigen gebildeten Kreisen lernte Derschwam den ungarischen Bergbau und Handel kennen. 1517 trat er als Leiter einer Faktorei in die Dienste des augsburgschen Handelshauses der Fugger. Nach langjähriger Tätigkeit zog sich Derschwam auf seine Länderrein zurück, wo er sich seiner wertvollen Bibliothek widmete. 1554 schloss er sich, wohl in Absprache mit Anton Fugger, der kaiserlichen Gesandtschaft nach Konstantinopel an von der er 1555 wieder zurückkehrte.


Babinger, Franz (Hrsg.): Hans Dernschwams Tagebuch einer Reise nach Konstantinopel und Kleinasien (1553/1555). Nach der Urschrift im Fugger-Archiv, Leipzig 1923, Neudruck München 1986


Kochwasser, Friedrich: Der Humanist Hans Dernschwam und sein Bericht über eine Botschaftsreise nach Konstantinopel in den Jahren 1553-1555. (Zeitschrift für Kulturaustausch XII, Heft 2-3, 1962 S. 204-210


Reddig, Wolfgang F.: Reise zum Erzfeind der Christenheit. Der Humanist Hans Dernschwam in der Türkei (1553-1555). Paffenweiler 1990

 

Salomon Schweigger (1551-1622)

Geboren 1551 in Schwaben, studierte Theologie an der Universität Tübingen. Nach seiner Ordination in Graz trat er in den Dienst des Freiherrn Joachim von Sinzendorff. Dieser wurde 1577 Botschafter in Konstantinopel und nahm Schweigger als Gesandtschaftsprediger bis 1581 mit. Seine in Nürnberg erschienenen Reisebeschreibungen wurden im Zeitraum zwischen 1608 und 1664 sieben Mal neu aufgelegt, woraus sich deren außergewöhnliche Nachfrage in den 17 Jh. ergibt.


Schweigger, Salomon: Ein Newe Reyssbeschreibung auss Teutschland nach Constantinopel und Jerusalem. Nünberg 1608. (Frühe Reisen und Seefahrten Bd. 3) Graz 1964

Graf Wolfgang IV. zu Oettingen-Wallerstein (1629-1708)

Geboren 1629 im schwäbischen Wallerstein, wurde er schon früh in den Reichshofrat eingeführt. Dort fand er besonders als Abgeordneter des Reichs bei Wahlen von Reichsfürsten Verwendung. Er lernt die Diplomatik insbesondere beim Friedenschluss von Nimwegen und im pfälzischen Erbfolgekrieg. Im Türkenjahr 1683 ernannte Kaiser Leopold ihn zum Präsidenten des Reichshofrats. Im September 1698 wurde Graf Wolfgang zum bevollmächtigten Gesandten für den Friedenskongress in Karlowitz. Nach schnellen und zufrieden stellenden Friedensverhandlungen mit den Osmanen die am 10.01.1699 mit dem Frieden von Karlowitz endeten, wurde Graf Wolfgang nach einer Audienz in Wien zum Großbotschafter für Konstantinopel ernannt. Nach Zweijahren Aufenthalt kehrte er  im Alter von 72 Jahren in seine Heimat zurück.


Volckamer, Volker v: Graf Wolfgang IV. zu Oettinegn-Wallerstein (1629-1708), in: Diplomaten und Wesire. Krieg und Frieden im Spiegel türkischen Kunsthandwerks. (Hrsg.) Schienerl, P. (Ausstel- lungskatalog Staatliches Museum für Völkerkunde München, Zweigstelle Oettingen) München 1988

Der Weg von Wien nach Konstantinopel

Am Anfang der Gesandtschaftsreisen umfasste eine Reisegruppe zwischen 50 bis 70 Personen. Mitte des 17Jh. erhöhte sich diese Zahl auf 250 bis 350 Personen und der türkische Großbotschafter Ali Pascha zog mit zirka 1000 Teilnehmer 1740 in Wien ein. Somit stieg auch die Zahl der Schiffe von 5 bis 7 auf über 40 Schiffe und die der Kutschen von zirka 10 auf  bis zu 130 Kutschen bis zum Ende des 17 Jh. an. In der Regel dauerte die kombinierte Fluss- und Landreise, abhängig von der Jahreszeit, zwischen 3 und 4 Monaten. Dabei vollzog sich der Ablauf fast immer gleich. Die Strecke von Wien bis zur Grenze bei Komorn legte man auf dem Landweg oder auf dem Fluss zurück. Dann erfolgt ein meist über Tage minuziös vorgeschriebenes Grenzprotokoll, wobei die Grenze durch 3 Pfähle markiert wurde. Nach dem Frieden von Karlowitz 1699 wurde das Grenzprotokoll gleich hinter Peterwardein durchgeführt und man hatte wiederum 3 Pfähle aufgestellt. Nach dem Grenzübertritt ging es zu erst nach Ofen (Budapest) wiederum auf dem Landweg oder dem Fluss. Die Strecke von Wien bis Ofen umfasste dabei zirka 270 km. Von Ofen bis Griechisch-Weissenburg (Belgrad) maß die Strecke zirka 450 km, die auf der Donau per Schiff zurückgelegt wurde. Dann folgte die Route, der alten römischen Heeresstraße, nach Sofia, was zirka 400 km betrug. Von Sofia ging es über das Gebirge nach Adrianopel (Edirne). Dieser Abschnitt von zirka 330 km stellte den anstrengensten und gefährlichsten Teil der Reise da. Von Adrianopel führte eine gut ausgebaute Strasse, die restlichen 235 km der Reise, nach Konstantinopel (Istanbul). Die Gesandtschaft übernachtete entweder auf den Schiffen, in den Herbergen der Stadtkommandanten, in so genannten Han`s bzw. Karawansereien oder auf dem freien Feld.



Jirecek, Constantin: Die Herrstraße von Belgrad nach Constantinopel und die Balkanpässe. Prag 1877

Der Einzug in Konstantinopel und die Audienz beim Sultan

Audienz des franz. Gesandten durch Sultan Ahmed III (1724)

In der Regel wurden die kaiserlichen Gesandtschaften in den südlichen Vororten vor Konstantinopel untergebracht, wo man sich auf den feierlichen Einzug in die Hauptstadt vorbereitete. Die Gesandtschaften legten ihre besten Kleider an, bildeten einen prächtigen Zug und ritten unter der neugierigen Anteilnahme der Bevölkerung in ihre Herberge. Auch dieser Einzug unterlag einem strengen Protokoll, dass meist erst tagelang ausgehandelt werden musste. Trotzdem kam es immer wieder zu Verstimmungen beim Einzug, z.B. wenn christliche Symbole oder Reichsymbole auf den Fahnen der Teilnehmer auftauchten. Ebenso war eine strenge Regelung hinsichtlich der Kleidung und der Positionen der Reisenden. Erst durch den Frieden von Karlowitz 1699 wurden von Seiten der Osmanen Zugeständnisse in der Kleidung an die Gesandtschaften zugelassen oder anders ausgedrückt, die Kleidungsfrage konnte von kaiserlicher als auch von osmanischer Seite selbständig durch den Großbotschafter entschieden werden.

Karawanserei (Deliller Hani) in Diyarbakir aus dem 17 Jh.

Ebenso schwierig und langwierig war die tatsächliche Audienz beim Sultan. Je länger das Osmanische Reich bestand desto komplexer gestaltete sich eine Audienz. Dabei versuchte man die jeweiligen Gesandtschaften von der eigenen Staatsverfassung und ihrem Funktionieren zu überzeugen. Die Osmanen führten meist die strenge Disziplin der Janitscharen vor, wenn diese ihren Sold empfingen. Danach wurde im Ratsdiwan oder im Freien ein Festessen serviert. Daraufhin folgte die feierliche Vorführung der Geschenke an den Sultan und später an die anderen wichtigen Würdenträger. Tatsächlich wurden die Gesandtschaftsmitglieder immer wieder durch die große Anzahl von Menschen, die sich in einer fast unvorstellbaren Ruhe und Ordnung bewegten, beeindruckt. Die Audienz selbst fand meist im dafür eigens, im dritten Hof des Serails, erbauten Audienzsaal statt. Zuerst musste man eine Reihe von Würdenträgern passieren und wurde dann vor dem Eingang von zwei Dienern an den Armen ergriffen, mit einem orientalischen Kaftan bekleidet und unter Festhaltung der Arme in den Audienzsaal gebracht. Dort drückte man den Gesandten zu einer tiefen Verbeugung in Richtung des Bodens. Hierauf wurde das kaiserliche Schreiben überreicht und vielleicht das ein oder andere Wort mit dem Dolmetscher oder sogar einem Würdenträger gewechselt. Während der Gesandte in dieser Verneigung die Hand  Sultans küssen sollte, sprach gerade dieser in der Regel nur durch seine Höflinge.

 

Nach 1699 entfiel zum Teil die zwanghafte Verbeugung sowie das über hängen des Kaftans und der Gesandte konnte direkt den Sultan oder einer seiner Würdenträger ansprechen. Diese von den meisten Gesandten als arrogante und demütigende empfundene Audienz, ging in ihren Wurzeln auf die byzantinische Hofzeremonie zurück, weil gerade die Tradition der Audienz die besondere Stellung des Sultans über alle anderen Herrscher hervorheben sollte. Somit war die Audienz kaum mehr als eine notwendige Zeremonie ohne tatsächlich die Anliegen der beiden Staaten zu erörtern. Diese Aufgaben lagen entweder in den Gesprächen beim Großwesir oder in den Verhandlungen mit dem einflussreichen Hofdolmetschern bzw. sonstigem Würdenträgern. Dass dabei nicht unbe- deutende Mengen von Geschenke oder Barmittel die Verhandlungsbereitschaft beeinflussten war ein von allen europäischen Botschaften praktiziertes Mittel. Nach dem Ende der Gesandtschaft kam es zu einer Abschlussaudienz und wiederum zu einem feierlichen Auszug. Gerade in der Frühphase der Gesandtschaften kam es immer wieder vor, das die Personen von Seiten der Pforte als Geiseln betrachtet wurden, wobei die Isolierung in der Gesandtschaftsunterkunft auch über Jahre hinweg, noch zu den harmlosesten Mitteln bei der Behandlung der Gesandten zählte. Deshalb war es zwar eine Ehre zum kaiserlichen Gesandten ernannt zu werden, aber aufgrund der Reisegefahren und der Behandlung durch die Gastgeber, nicht immer der Gesundheit förderlich und so verwundert es nicht, dass einige der Botschafter nicht immer die erste Wahl des Kaisers darstellten. Was umgekehrt für die osmanischen Botschafter bis 1664 sicherlich und wie schon erwähnt, gleichfalls zutraf.

Schlußwort

Dieser kleine Artikel ist sicher nicht repräsentativ noch vollständig in den unterschiedlichen Bereichen der Gesandtschaftsforschung zwischen Wien und Konstantinopel. Tatsächlich ist in der derzeitigen Wissenschaft nur ein kleiner, doch sicherlich der wichtigste Teil, aufgearbeitet. Dennoch liegen viele Manuskripte in Europa in Bibliotheken und warten auf ihre Bearbeitung. Gleichfalls gibt es eine Vielzahl von amtlichen Urkunden in denen seitenweise die gegenseitigen Geschenke und Zahlungen sowie die an den jeweiligen Gesandtschaften beteiligten Personen beinhalten. Wie weit osmanische Berichte noch von der Wissenschaft unberücksichtigt in den  türkischen Archiven lagern, ist mir nicht bekannt. Trotzdem glaube ich, einen kleinen Einblick in die osmanisch-europäische Beziehungen, insbesondere durch die Reiseberichte angerissen zu haben. Die genannte Literatur und Links stellen keine abschließende, sondern eine Basis zur weitern Vertiefung da. Fazit der Betrachtung bleibt die unterschiedliche Auswirkung der Gesandtschaften auf das jeweilige kulturelle und gesellschaftliche Umfeld. Während in Europa die Sichtweise über das Osmanische Reich, gerade durch die frühen Berichte, sich allmählich veränderten und aus der Notwendigkeit der sprachlichen Verständigung und Erfahrung im diplomatischen Dienst die orientalischen Wissenschaften herausbildeten, kam es zu kaum einer dieser Veränderungen im Osmanischen Reich. Während die Berichte bis 1664  die Kuriositäten (z.B. Evliya Celebi) der “Ungläubigen” schilderten, interessierten sich spätere Botschafter in der Hauptsache für die Ursachen der militärischen Überlegenheit der “Ungläubigen”. Andere gesellschaftliche und wirtschaftliche Änderungen wurden, bis auf Ausnahmen (z.B. Mehmed Efendi der Achtundzwanzigste, Botschafter in Paris 1720) durch den weiterhin orthodox-religiösen Hintergrund nicht wahrgenommen oder außer acht gelassen.

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