Die sultanischen Grabbauten
Die meisten osmanischen Sultane starben in Konstantinopel (Istanbul) wo auch die Mehrzahl der Sultane, bis auf die ersten 6 und die letzten 2, bestattet sind. Die Bestattung fand meistens in einem freistehenden Mausoleum (Türbe) statt, die Art der Bestattung stellte aber kein sultanisches Vorrecht dar, sondern wurde ebenso von anderen Mitgliedern der osmanischen Gesellschaft genutzt. Zum Großteil ruhen die osmanischen Sultane bei ihrer Sultans Moschee (Cami) oder in einer Ansammlung von Türben bei großen Moschen z.B. der Aya Sofya oder Yeni Cami.
Mausoleum Mehmed I 1421, Bursa (Yesil Türbe)
“(Er starb) im viermal siebenden Jahre seines Alters, nachdem er den im zweymahl siebenten Jahre bestiegenen Thron zweymahl sieben Jahre gefüllt. Er selbst, der zweymal siebente Sultan der Osmanen, welcher während seiner Regierung siebenmal die Großwesire gewechselt, sieben Söhne hinterließ und der erste Sultan, der mit sieben christlichen Mächten Vertrag abgeschlossen”
Hammer-Purgstall, Joseph von: Geschichte des Osmanischen Reiches. Bd. 4., Pest 1827-1835
“Bei den Türken gilt folgender Brauch: Hinterbleiben nach dem Tode eines Sultans zwei Brüder und führen diese Krieg miteinander, so erhält derjenige, der zuerst auf den Hof zu den Janitscharen seine Zuflucht nimmt, mit deren Hilfe das Sultanat.”
Stöckel, Günther (Hrsg.): Memoiren eines Janitscharen oder Türkische Chronik. Übers. Lachmann, Renate. (Sklavische Geschichtsschreiber Bd. 8) Graz 1975 S. 145
Die Thronfolge war im osmanischen Staat nicht geregelt. Somit kam es in der Gründungszeit immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen um die Nachfolge auf den Thron. Aus dieser Erfahrung soll Sultan Mehmed II das so genannte “Gesetzt des Brudermordes” (Nizam-i alem) d.h. bei Thronantritt sind die männlichen Nachkommen zu töten, festgelegt haben. Die Tötung wurde durch die Erdrosselung mit einer Bogensehne durchgeführt und galt als privilegierte Tötungsart. Dennoch kam es auch weiterhin zu Bruderkriegen oder zu Kämpfen zwischen dem Sultan und seinen Söhnen.
"Das Brudermordgesetzt muß daher als Fälschung angesehen werden. Die durch den Brudermord Murad III gewonnene Erkenntnis, daß die ulema ihn bei der Thronbesteigung eines neuen Herrschers für erlaubt erklärt halten, wurde in eine persönliche Weisunf Mehmed II umgeformt."
(Dilger, Konrad: Untersuchungen zur Geschichte des osmanischen Hofzeremoniels im 15. und 16 Jh. München 1967 S.34)
Goldener Käfig
Erst Sultan Ahmed I unterließ den Mord an seinen Brüdern. Er gründete im Palast einen geschlossenen Wohnbereich der als Verwahrung dieser Brüder diente (Goldener Käfig). Die Folge
dieser Regelung führte dazu, dass bei Revolten diese, in der Abgeschiedenheit aufgewachsenen Kinder, den Thron erlangten aber auf Grund ihrer Gefangenschaft physische wie physisch den Anforderungen
der Herrschaft nicht gewachsen waren. Endgültig setzt sich das Prinzip des Seniorat (ekberiyet), also die Nachfolge des ältesten Sohnes, unter Mehmed IV 1687 durch. Diese Thronfolgeregelung erlangte
1876 Verfassungsstatus.
“Die politisch wohl einflussreichste Frau der osmanischen Geschichte war Kösem (Mahpeker Sultan), Erste Kadin Ahmeds I des Sultans, der mit der Sitte des Brudermords brach statt dessen die Prinzenkäfige einrichtete und die Thronfolge auf das Prinzip des Seniorats umstellte. So wurde Kösem - nach dem Intermezzo der Regentschaften des geistesverwirrten Mustafa I und des wegen Reform- versuche von den Janitscharen ermordeten Osman II - die Valide Sultan gleich zweier Sultane in Folge." (Murad IV und Ibrahim)
Gost, Roswitha: Die Geschichte des Harems. Düsseldorf 2002 S.109
“Nach dem sie den (neuen und alten) Padischah (Mustafa I.) ins Serail gebracht hatten, kamen (der Großwesir) Davud Pascha und der Janitscharenaga Dervis Aga zur Orta Camii. Sie luden Sultan Osman Han auf einen Lastkarren ... und fuhrten ihn unter Teilnahme einer großen Menschenmenge nach Yedikule ... Nachdem sich die Soldaten zerstreut hatten, blieben Davud Pascha und der Kethüda Ömer Aga und der Cebecibasi und Teile des Pöbels im Turm (des Schlosses). Man sperrte das Tor zu. Als sie sich daran machten, Osman zu ermorden, verteidigte sich dieser heldenhaft und ermüdete (seine Gegner).”
Kreiser, Klaus: Istanbul. Ein historisch-literarischer Stadtführer. München 2001 S.73
“In einer Zeit, zu der Bogenschießen ein Volksspot war und Bogenschützen ebenso gefeierte Helden waren und eine ebenso begeisterte Anhängerschaft hatten wie im alten Griechenland die Athleten oder heutzutage die Fußballspieler, konnte Murad sich mit jedem von ihnen messen. Er traf mit dem Pfeil eine 150 Fuß entfernte Säule im Hippodrom und war auch geübt im Speerwerfen. Mit dem Schwert konnte er ebenso gut umgehen wie mit der Muskete. Im Ringen war er unschlagbar, und stets war er dazu bereit, sich dem Tagessieger im Ringen in einem offenen Kampf zu stellen.”
Barber, Noel: Die Sultane. Frankfurt 1975 S.92
„Er versuchte sowohl im Militär- als auch im Finanzwesen Ordnung zu schaffen. Dabei ging er mit einer in der bisherigen osmanischen Geschichte unbekannten Grausamkeit vor; wegen der Strukturschwächen des reiches, die auf traditionellem Wege nicht zu kurieren waren, blieb aber selbst dieser Versuch erfolglos.“
Matuz, Josef: Das Osmanische Reich. Grundlinien seiner Geschichte, Darmstadt 1985 S. 166 ff.
“Ibrahim war vierundzwanzig Jahre alt, im Alter von zwei Jahren war er in den “Käfig” gebracht und eingesperrt worden.... Nach dem er den Thron bestiegen hatte, zeigte es sich, dass Ibrahim der verabscheuungswürdigste und verdorbenste aller ottomanischen Sultane war.”
Barber, Noel: Die Sultane. Frankfurt 1975 S.101 ff.
"Schubweise wurden die Konkubinen des Harems umgebracht Man steckte sie in mit Steinen beschwerte Säcke und brachte sie zum Tor am Wasser, wo jeder Sack in ein kleines Boot verladen wurde. So konnten die Eunuchen das beladene Boot vom Ufer abstoßen, und durch den Ruck mit dem Seil kippten die Säcke mit den Frauen ins Meer." (ca. 280 Konkubinen)
Frank, Gerd: Die Herrscher der Osmanen. Wien 1977 S. 180
“Im Jahre 1648, ... stand ein Thronwechsel zu Konstantinopel .... der neue Sultan, Mehmed IV., zählte ganze sieben Jahre. Der Kind - Padischa sollte sich immerhin so entwickeln und behaupten, dass er 1687 die Zügel des Reiches fest in der Hand behielt und in seiner Regierungszeit, ... das Osmanenreich seine größte Ausdehnung überhaupt erreichte; dass das Heer des Padischah vor Wien schließlich eine vernichtende Niederlage hinzunehmen hatte, stand bis zum 12. September 1683 auf des Messers Schneide; um ein Haar wäre Wien gefallen.”
Feigl, Erich: Halbmond und Kreuz. Wien 1993 S.122
“Food was the centerprice of a bequest to the Guild of the Goldsmiths by Sultan Süleyman II, who saw fit to honor their shared interest in goldworking (the Sultan having learned the craft in his youth) by funding a trust which stipulated that the members of the guild be served a great banquet every 1oyears in his memory. One such feast lasted 10 days and nights, for which close to 6000 tents were set up in the meadows around the Golden Horn.”
Kafadar, Cemal/Inalcik Halil: Süleyman the Scond and his Time. Istanbul 1993 S. 34